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Warum "Veggie" nicht mehr "Wurst" sein soll

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Bei diesem Beschluss des EU-Parlaments geht es tatsächlich um die Wurst. Also, die vegetarische Variante davon, die soll künftig nicht mehr „Wurst“ heißen dürfen. Sondern… irgendwie anders eben. Dafür hat in dieser Woche eine Mehrheit im EU-Parlament gestimmt. Begründung: Gleiche Bezeichnungen würden die Verbraucher nur verwirren. Deshalb sollen auch Veggie-Burger und Veggie-Schnitzel künftig nicht mehr so heißen dürfen. Jedenfalls, wenn das EU-Parlament sich mit den Mitgliedsstaaten endgültig darauf einigt, das steht noch aus. Brauchen wir das wirklich? Darüber ist viel diskutiert worden. Auch Mark Kleber hat der Beschluss des EU-Parlaments ganz schön was zu kauen gegeben. Psst. Mal ehrlich: Standen Sie jemals im Supermarkt und haben sich bei der Aufschrift „Veggie“- gefragt, ob das jetzt vielleicht echtes Fleisch ist? Ich habe als Vegetarier noch nie erlebt, dass mich jemand am Kühlregal verzweifelt um Hilfe gebeten hat. Und umgekehrt weiß ich: In der Fleischtheke finde ich vor allem: Fleisch. Ich habe deshalb nicht ganz verstanden, warum wir eine Lösung brauchen, wenn es gar kein Problem gibt. Immerhin: Lustig war das Ganze schon. Die Mehrheit im EU-Parlament, die behauptet, dass z.B. eine Veggiewurst ein ernsthaftes Verwechslungsrisiko darstelle, hat dafür so viel Spott bekommen, dass ich einige Male herzhaft lachen konnte. Aber dann kam mir noch ein anderer Gedanke. Warum gab es überhaupt eine Mehrheit dafür, Veggieprodukten die Fleischbezeichnungen wegzunehmen? Besserer Verbraucherschutz? Da schütteln auch große Lebensmittelhändler den Kopf. Hilfe für die Landwirte? Hm, wäre das erste Mal, dass Symbolpolitik tatsächlich etwas besser macht. Und ja, die Fleischlobby und so, aber dass das Begriffsverbot der Fleischindustrie einen neuen Schnitzel-Boom verschafft, daran glaubt doch vermutlich kein Schwein, oder? Also: Was steckt dann dahinter? Ich glaube, es geht um etwas viel Grundsätzlicheres. Um Veränderung. Und was sie mit uns macht. Angst zum Beispiel. Als ich jung war und ein Leberkäsewecken für mich noch ein Genuss, da hat mir keiner ins Gewissen geredet, dass methanpupsende Kühe dem Klima schaden. Heute dagegen sind Ernährungsfragen hochemotionale Streitpunkte: Die einen sagen: Fleisch? Furchtbar! Wie könnt Ihr nur? Die anderen sagen: Vegan? Widerlich! Mein Leben, meine Salami. Tja, und das wird dann auch politisch zum Zankapfel und mega-aufgeladen. Geht es nicht auch entspannter? Echt jetzt: Der Streit um Wörter ändert nichts am Wandel, in dem wir alle zusammen stecken. Und egal, ob Sie nun an der Fleischtheke stehen oder ich am Veggieregal, sind wir nicht alle klüger als diese Mehrheit im EU-Parlament es uns zutraut? Ich wünsche mir weniger Streit um sinnlose Symbolik und dafür, dass mehr echte Lösungen für die ganzen Veränderungen auf den Tisch kommen.
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Bei diesem Beschluss des EU-Parlaments geht es tatsächlich um die Wurst. Also, die vegetarische Variante davon, die soll künftig nicht mehr „Wurst“ heißen dürfen. Sondern… irgendwie anders eben. Dafür hat in dieser Woche eine Mehrheit im EU-Parlament gestimmt. Begründung: Gleiche Bezeichnungen würden die Verbraucher nur verwirren. Deshalb sollen auch Veggie-Burger und Veggie-Schnitzel künftig nicht mehr so heißen dürfen. Jedenfalls, wenn das EU-Parlament sich mit den Mitgliedsstaaten endgültig darauf einigt, das steht noch aus. Brauchen wir das wirklich? Darüber ist viel diskutiert worden. Auch Mark Kleber hat der Beschluss des EU-Parlaments ganz schön was zu kauen gegeben. Psst. Mal ehrlich: Standen Sie jemals im Supermarkt und haben sich bei der Aufschrift „Veggie“- gefragt, ob das jetzt vielleicht echtes Fleisch ist? Ich habe als Vegetarier noch nie erlebt, dass mich jemand am Kühlregal verzweifelt um Hilfe gebeten hat. Und umgekehrt weiß ich: In der Fleischtheke finde ich vor allem: Fleisch. Ich habe deshalb nicht ganz verstanden, warum wir eine Lösung brauchen, wenn es gar kein Problem gibt. Immerhin: Lustig war das Ganze schon. Die Mehrheit im EU-Parlament, die behauptet, dass z.B. eine Veggiewurst ein ernsthaftes Verwechslungsrisiko darstelle, hat dafür so viel Spott bekommen, dass ich einige Male herzhaft lachen konnte. Aber dann kam mir noch ein anderer Gedanke. Warum gab es überhaupt eine Mehrheit dafür, Veggieprodukten die Fleischbezeichnungen wegzunehmen? Besserer Verbraucherschutz? Da schütteln auch große Lebensmittelhändler den Kopf. Hilfe für die Landwirte? Hm, wäre das erste Mal, dass Symbolpolitik tatsächlich etwas besser macht. Und ja, die Fleischlobby und so, aber dass das Begriffsverbot der Fleischindustrie einen neuen Schnitzel-Boom verschafft, daran glaubt doch vermutlich kein Schwein, oder? Also: Was steckt dann dahinter? Ich glaube, es geht um etwas viel Grundsätzlicheres. Um Veränderung. Und was sie mit uns macht. Angst zum Beispiel. Als ich jung war und ein Leberkäsewecken für mich noch ein Genuss, da hat mir keiner ins Gewissen geredet, dass methanpupsende Kühe dem Klima schaden. Heute dagegen sind Ernährungsfragen hochemotionale Streitpunkte: Die einen sagen: Fleisch? Furchtbar! Wie könnt Ihr nur? Die anderen sagen: Vegan? Widerlich! Mein Leben, meine Salami. Tja, und das wird dann auch politisch zum Zankapfel und mega-aufgeladen. Geht es nicht auch entspannter? Echt jetzt: Der Streit um Wörter ändert nichts am Wandel, in dem wir alle zusammen stecken. Und egal, ob Sie nun an der Fleischtheke stehen oder ich am Veggieregal, sind wir nicht alle klüger als diese Mehrheit im EU-Parlament es uns zutraut? Ich wünsche mir weniger Streit um sinnlose Symbolik und dafür, dass mehr echte Lösungen für die ganzen Veränderungen auf den Tisch kommen.
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